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Emilienne, Vera und Lynn sind die Protagonistinnen in Jemma Waynes Der silberne Elefant. Drei Frauen, die in ihrem höchstpersönlichen Traumata gefangen sind. Manche fassbarer, manche unfassbarer, doch alle dazu geeignet, die Leben der Traumatisierten nachhaltig zu gestalten.

Die drei treffen sich zufällig, Vera taucht als zukünftige Schwiegertochter Lynns auf, Emilienne, oder wie sie sich heute nennt Emily, verlässt ihre Stelle als Putzfrau - in der Unternehmung bei der Vera angestellt ist - um bei einem Pflegedienstleister zu arbeiten, wo sie den Auftrag fasst, Lynn zu pflegen. Diese sollte nämlich von Vera gepflegt werden, doch diese Beziehung ist für Lynn nicht tragbar.

Die drei Frauen wecken in einander die dunkelsten Geheimnisse, denen sie sich im ersten Moment schutzlos ausgeliefert sehen. Lynn hat ihr Leben, ihre Karriere, für die Familie aufgegeben und sieht sich nun, im Augenblick ihres Sterbens, damit konfrontiert, ihr Leben verpasst zu haben. Vera hat ein Leben zurück gelassen, hat Gott gespielt im Leben eines anderen, ohne dass sie die Verantwortung hätte übernehmen mögen. Und Emilienne hat ihr Leben angehalten Mitten im Völkermord in Ruanda, in England existiert sie bloss noch. Ohne es zu wissen, können die drei Frauen ihre Traumata nur angehen mit der Hilfe der anderen.

Jemma Wayne hat eine berührende Geschichte geschrieben, beklemmend in ihrer Brutalität, jedoch gleichzeitig rührend in der Menschlichkeit, die entdeckt und gegeben wird. Ursula C. Sturm hat in der deutschen Übersetzung die Eindringlichkeit der Sprache wunderbar hervorgehoben. Vor allem das Erlebte im Bürgerkrieg Ruandas geht unter die Haut, im Aufarbeiten Emilys, erlebt der Leser ihr Trauma mit, man möchte das Buch beinahe bei Seite legen, so sehr schmerzen die Beschreibungen. Doch gleichzeitig fesselt die Geschichte so dermassen, dass man das Buch gar nicht mehr aus der Hand geben möchte.

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Der Klappentext und der Beginn der Story waren sehr gut, der Schreibstil ist angenehm. Das Cover finde ich sehr schön.
Wir treffen auf drei Frauen (Vera, Emilienne und Lynn), die im ersten Ansatz unterschiedlicher nicht sein könnten. Alle drei kämpfen mit ihrer Vergangenheit. Jede einzelne muss mit ihren Erlebnissen und den erfahrenen Schmerzen umgehen. Diese Lebensgeschichten werden im Laufe der Geschichte miteinander verwoben.
Emilienne, geboren in Ruanda, traumatisiert aufgrund ihrer Erlebnisse im Bürgerkrieg. Vera, die eine Tat, die sie beging nicht vergessen kann und sich der Kirche zuwendet, da ihr künftiger Ehemann Luke sehr religiös ist. Und Lynn, die aufgrund ihres Krebsleidens nicht mehr lange zu leben hat und nun mit ihren Lebensentscheidungen hadert. Luke ist Lynns Sohn und so treffen Vera und Lynn bald aufeinander. Und als es der Zustand von Lynn zusehends schlechter wird, schließt sich auch der Kreis um Emilienne. In kurzen Episoden gesellt sich dann auch noch Lynns zweiter Sohn John dazu.
Dieses Buch hätte für mich ein phänomenales werden können, doch lässt es mich mit offenen Fragen zurück – außer die Geschichte um Emilienne, die sehr brutal beschrieben wurde (hier wäre ein Hinweis definitiv angebracht!).
Veras Geschichte läuft im Buch irgendwie so nebenher, es wäre mir nicht aufgefallen, hätte man sie nicht erwähnt. Luke fand ich äußerst unsympathisch, seine Handlungen konnte ich nicht nachempfinden. Keine Ahnung was Vera an diesem Kerl findet, der ihre Vergangenheit gegen sie immer wieder missbraucht. Lynn nervte mich mit ihrem ewigen Infrage stellen ihrer vergangenen Entscheidungen und ihrem Verhalten gegenüber Vera. Gut, aber auch grausam beschrieben, wurden der Charakter und die Geschichte von Emilienne, auch wenn es hier an einer Stelle zu einer Handlung kam, die für mich, aufgrund ihrer Erlebnisse, so gar nicht rein passte. John hatte immer wieder Auftritte, und ich finde es schade, dass er nicht mehr Zeit in dem Buch bekam. Die Themen um ihn hätten mehr Aufmerksamkeit verdient.
Der Plot hat sich an vielen Stellen gezogen wie Kaugummi, es gab sehr viel Palaver, auf das man verzichten hätte können. Auch der religiöse Anteil in dem Buch war mir too much. Zusammenfassend hat es mir an Tiefe bei den Charakteren gefehlt, der Plot fühlt sich nicht ganz stimmig an und das Ende kam so daher, als ob jemand den Faden mit einer Schere durchgeschnitten hätte.

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Dieses Buch ging mir unter die Haut.

Zum Inhalt: Die priviliegierte Lynn ist schwer krank und hadert, ob sie wirklich das Leben geführt hat, das sie wollte und was sie hinterlassen kann. Sie versucht Haltung zu bewahren und ihren Söhnen luke und John nicht zur Last zu fallen, doch braucht zunehmend Hilfe.
Die junge Emilienne hat ihre ganze Familie verloren und ist schwer traumatisiert; zwar hat sie überlebt, doch sie existiert mehr als sie wirklich am Leben ist.
Die dritte Hauptfigur ist Vera, die bald einen von Lynns Söhnen heiraten will, aber mit ihrer Vergangenheit ganz und gar nicht im Reinen ist.
Emilienne kommt als Pflegehelferin in Lynns Haus und bald ist nicht mehr klar, wer hier wem mehr zur Stütze wird, da die beiden so gegensätzlichen Frauen erstaunlich viel Verständnis füreinander aufbringen können.

Zwar geht es um drei Frauen, die alle in einer schwierigen Situation sind, aber die Figur Emiliennes sticht für mich ganz klar hervor. Ihre Geschichte ist mit Abstand die eindringlichste, nicht einfach zu ertragen, sehr intensiv.
Die Geschichten dieser drei verschränken sich zunehmend und das liest sich sowohl packend als auch bewegend, so daß ich gar nicht aufhören wollte zu lesen. Zwar sind mir nicht alle Figuren im Buch gleichermaßen nah gekommen, manche empfand ich als nicht überzeugend, konnte deren Beweggründe nicht nachvollziehen (Luke), aber das tut der Geschichte an sich keinen Abbruch. Die Frauen werden eindeutig differenzierter dargestellt und stehen klar im Vordergrund. Emiliennes Teil alleine würde die Lektüre schon lohnen!

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„Der silberne Elefant“ von Jemma Wayne begann wirklich erfolgsversprechend! Eine sehr angenehme Sprache und ein Plot der sich spannend zu entwickeln versprach.

Die Geschichte handelt von drei Frauen – und wer an dieser Stelle seufzend denkt „nicht schon wieder“, die oder den darf ich beruhigen, das Buch stammt aus dem Jahr 2014 und erschien erst jetzt im Eisele Verlag. Vor sieben Jahren war das Thema bestimmt noch nicht so abgewetzt. Jedenfalls sind diese drei Frauen grundverschieden: Eine traumatisiere Frau aus Ruanda, eine junge sich der Kirche zuwendende Frau mit dunklem Geheimnis und eine ältere, die auf Grund eines Krebsleiden nicht mehr lange zu leben hat. Emilienne, Vera und Lynn treffen aufeinander und beginnen gemeinsam bzw. jede für sich die eigene Vergangenheit aufzuarbeiten. Dabei lernt man auch noch Luke kennen, den sehr religiösen Sohn Lynns und Verlobten Veras.

So weit so gut, erwartungsgemäß war ich auf jede Menge Herzschmerz und Emiliennes wirklich schlimme Vergangenheit gefasst. Letzteres traf ein und auch die Tragik klopfte an, aber…

Ich habe schon lange nicht mehr ein Buch gelesen, dass mich mit so vielen Fragen zurückließ. Nicht nur am Ende, sondern auch schon während der Geschichte. Ich konnte ganz oft, die Beweggründe der Frauen nicht nachvollziehen und mir wurde auch keinerlei Erklärung angeboten. Das betrifft einerseits Vera, die eigentlich überhaupt nicht in die Geschichte passte und so nebenherlief. Der völlig unsympathische Luke blieb gleich ein Buch mit sieben Siegeln. Auch bei Lynn war einiges nicht stimmig, nur Emilienne wurde gut beleuchtet und drehte sich der Hauptteil der Geschichte auch um sie. Was mich nur stört ist, dass sie – wohl auf Grund ihrer wirklich schlimmen Erlebnisse – als recht perfekt dargestellt wird und sie Dinge wusste, die sie bei näherer Betrachtung vermutlich gar nicht wissen könnte.

Zusammengefasst fehlt mir die Tiefe bei den Charakteren, die Geschichte ist nicht rund und das Ende überhaupt ein wenig seltsam: Es ist einfach nicht mein Buch.

(Veröffentlichung auf Instagram erfolgt am Erscheinungstermin.)

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„Spieglein, Spieglein an der Wand …“
Drei Frauen, Emily, Vera, Lyn, drei Charaktere und drei total unterschiedliche Schicksale, die so verschieden dann doch wieder nicht sind.
Und es geht um die Vergangenheit, mit der jede der drei Frauen hadert. Eine jede von ihnen bedauert Dinge, die nunmal geschehen sind und auch nicht mehr ver- bzw. geändert werden können. Und jede einzelne von ihnen muss ihren eigenen Schmerz besiegen. Dunkle Geheimnisse, Verletzungen, Versäumnisse......das ganze Leben eben. Doch diese drei voneinander unabhängige Lebensgeschichten werden im Laufe der Geschichte miteinander verwoben.
Man fühlt und leidet mit jeder von ihnen und fliegt praktisch geradezu durch die Seiten und wird regelrecht in die Geschichte hineingezogen. So gerne würde ich mehr zu den einzelnen Schicksalen schreiben, das würde beim Lesen aber die Spannung nehmen und es gibt auch so viele unerwartete Wendungen, dass ich lieber alles erstmal für mich behalte.
Ein aufregendes, sehr spannendes und trotzdem berührendes Buch, das einen aber durchaus auch nachdenklich stimmt, auch mal wieder über das eigene Leben nachzudenken.
Von mir eine unbedingte Leseempfehlung!

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"Der silberne Elefant" klang total interessant. Aber irgendwie habe ich mit einer anderen Geschichte gerechnet. Die drei Frauen fanden erst wirklich spät zueinander. Da hatte ich einfach etwas anderes erwartet. Einige Szenen im Rahmen des Genozids wurden mir persönlich zu eindeutig beschrieben und haben mir damit Übelkeit verursacht. Was den Genozid als solchen nicht verharmlosen soll, aber eine kleine Warnung vorab wäre vielleicht ganz gut gewesen.

Besonders gegen Ende hin wurde mir die Story zu wirr. Gerade eine Szene in der Küche mit Emily konnte ich überhaupt nicht nachvollziehen und hat für mich überhaupt keinen Sinn ergeben. Die letzten Seiten lassen zu viele offene Fragen und mich somit unbefriedigt zurück. Es kamen teilweise sogar noch neue Fragen auf, die einfach nur mehr Handlung oder einen Epilog gebraucht hätten.

Das christliche Thema hatte ich vor dem Lesen nicht auf dem Schirm und war daher etwas überrascht. Für mich persönlich ging es zeitweise zu oft um die Bibel und die ganze Thematik. Hätte ich es gewusst, hätte ich wahrscheinlich nicht zu dem Buch gegriffen.

Zusammenfassend: Ich habe das Buch die meiste Zeit ganz gerne gelesen und fand gewisse thematische Aspekte sehr interessant und gut, dass sie behandelt wurden. Aber insgesamt blieben zu viele Fragen ungeklärt und ich blieb eher verwirrt. Daher war "Der silberne Elefant" für mich zwar eine Mischung aus okay und gut, aber mehr eben auch nicht.

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In diesem Buch geht es um Lynn, Vera und Emilienne. Alle drei haben ihr Päckchen zu tragen. Lynn hat Krebs und wird deswegen langsam aber sicher zum Pflegefall. Das kann Vera nicht zulassen: Immerhin wird sie hoffentlich bald Veras Schwiegertochter. Doch Vera hat vor ein paar Jahren einen wirklich schlimmen Fehler begangen und hat immer noch damit zu kämpfen. Gott sei Dank, muss ich sagen! Für sie hatte wirklich gar kein Verständnis und wurde demnach auch nicht mit ihr warm. Ihr "Leiden" ist selbstverschuldet und ich konnte bis zum Ende nicht verstehen, warum sie nicht offen zu diesem Fehler steht. Klar, das hätte (rechtliche) Konsequenzen, aber einfach so zu tun, als wär das nicht passiert? Versuchen, den Fehler auszubügeln, indem sie sich total ins Christentum stürzt? Dafür gibt's kein Verständnis von mir! Emilienne ist die Dritte im Bunde und war meiner Meinung nach eindeutig die sympathischte Figur. Sie musste vor dem Bürgerkrieg und Völkermord in Ruanda fliehen und hat während der Flucht ihre gesamte Familie verloren. Sie hat Schreckliches mitgemacht und ist hochtraumatisiert. Nun lebt sie in London und kommt als Pflegerin zu einer ganz gewissen Krebspatientin...

Ich fand die Geschichte sehr interessant, auch wenn die Hauptfiguren nicht unbedingt einfache Menschen sind. Besondere Probleme hatte ich mit der Religiosität, die alle drei Figuren an den Tag legen. Ich bin selbst gläubig und habe eine katholische Schule besucht, Religion ist also eigentlich nichts, das für mich besonders neu ist. Was ich allerdings nicht leiden kann, ist, wenn Menschen ihr gesamtes Leben nur noch mit Gebeten verbringen und für sich und ihre Umwelt Regeln aufstellen, die kein Mensch einhalten kann. Das hat nicht mal der Pater getan, der in unserer Schule gelebt und unsere Gottesdienste abgehalten hat! Leider haben aber vor allem Vera und Lynn einen ziemlichen Stress um ihren Glauben gemacht. Gähn! Das trug leider echt nicht zur Sympathie bei.

Der Schreibstil ist meiner Meinung nach sehr gelungen. Da möchte ich wirklich ein Lob an die Autorin und den oder die Übersetzerin aussprechen!

Meiner Meinung nach wäre bei diesem Buch eine Triggerwarnung angebracht. Ich weiß natürlich nicht, ob der Verlag das bei der Buchversion, die dann in der Buchhandlung landen wird, nicht sowieso tun wird, aber ich hoffe wirklich, dass sie das tun. Gerade was Emilienne mitgemacht hat, ist nicht ohne und war schon für mich schmerzhaft zu lesen. Ich will also gar nicht erst wissen, wie schlimm dieser Text Menschen mit entsprechendem Trauma ist.

Mein Fazit? Toller Schreibstil, interessante Handlung, nur leider konnte ich mit zwei der drei Figuren einfach nicht warm werden.

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Dieses Buch hat mir beim Lesen die Luft abgeschnürt. Die Schilderung der Gräueltaten des Völkermordes in Ruanda, sind kaum zu ertragen, aber es sind auch die Lebenssituationen der Frauen, von denen hier erzählt wird, die mich berührt haben. Die Lebentsentwürfe und Träume, die sie für sich selbst hatten und all das was das Leben dann draus gemacht hat. Schicksalsschläge und Entscheidungen führen zu einem Leben, dass sie so nicht führen wollten, dem sie sich nun aber (scheinbar) fügen müssen. Aber dieses Leben führt sie auch zueinander und ermöglicht ihnen durch den Austausch miteinander den nötigen Perspektivwechsel um zu sehen: "Ich kann und darf selbstbestimmt handeln."

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Drei Frauen unterschiedlichen Alters , jede mit quälenden
Problemen aus der Vergangenheit belastet treffen sich zufällig.
Sie beginnen ganz langsam sich zu öffnen und gegenseitig
zu stützen.
Dieses Buch ist für mich eines der ergreifendsten Bücher, das ich in letzter Zeit
gelesen habe.
Bewältigung von Problemen sind besser gemeinsam zu lösen, Verständnis
löst Blockaden auf.

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Der Eisele Verlag könnte bald zu meinen Lieblingsverlagen gehören. „Der silberne Elefant“ von Jemma Wayne ist nach „Wenn Du mich heute wieder fragen würdest“ bereits das zweite Buch aus dem Verlagsprogramm, das Aufsehen erregen wird.
Es ist doch so: Es gibt Romane, die man liest & vergisst. Dann gibt es Geschichten, die lange im Gedächtnis bleiben.
„Der Silberne Elefant“ ist so ein Buch. Drei Frauenschicksale werden präsentiert, einer der Handlungsorte ist London. Emily, Vera und Lynn müssen ihre Traumata verarbeiten.
Emilys Name lautet eigentlich Emilienne. Obwohl in ihrer Heimat Französisch als Amtssprache mittlerweile abgeschafft worden ist, ist ihr Name doch ein Beleg für die Frankophonie Ruandas. Mit dem neuen Namen möchte sich Emilienne quasi neu erfinden: Sie hat den Genozid in Ruanda überlebt. Die Hutu - Mehrheit hatte 1994 Angehörige der Tutsi – Minderheit auf grausame Weise ermordet. Mit diesen Dingen beschäftigt man sich in der „westlich-zivilisierten“ Welt nicht gern. Srebrenica, Ruanda – was geht’s uns an?
Ich finde es wichtig, dass Jemma Wayne dieses schwierige Thema aufgreift und dieses mit einer weiblichen Protagonistin verknüpft. Viel zu oft werden Frauen als sozusagen selbstverständlicher „Kollateralschaden“ in Kriegen präsentiert. Andererseits hat das Ganze aber irgendwie ein „Geschmäckle“: Kulturelle Aneignung lässt grüßen. Wir werden Zeugen von Emilys posttraumatischer Belastungsstörung. „Der silberne Elefant“ ist daher keine Wohlfühllektüre, aber eine Geschichte, die mit Tiefgang überzeugen kann und von nuanciert ausgearbeiteten Figuren getragen wird: Die Handlung ist daher eher character driven und weniger plot driven.
Lynn ist eine todkranke Frau, Vera ist ihre Schwiegertochter in spe. Vera möchte ein gottgefälliges, christliches Leben zu führen, im Prinzip ist dies jedoch ein Zugeständnis an die Religiosität ihres Verlobten, außerdem versucht sie, den Dämonen ihrer Vergangenheit zu entfliehen. Emily ist Lynns Pflegerin, diese hadert ihrerseits sehr stark mit den verpassten Chancen ihres Lebens.
Die drei Frauen haben unterschiedliche Erfahrungen gemacht, und doch haben sie eines gemeinsam: Sie müssen die prägenden Erlebnisse verarbeiten und diese irgendwie in ihre Biographien integrieren, um nicht am Erlebten zu zerbrechen.
„Der Silberne Elefant“ ist Jemma Waynes Debut. Meist gelingt es der Autorin, die Klischeeklippen zu umschiffen, auch das offene Ende trägt dazu bei. Der Roman ist jedoch kein Buch „für Zwischendurch“, man muss als Leser/in „am Ball bleiben“. Doch es lohnt sich!

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"Der silberne Elefant" ist eine berührende, spannend und schön erzählte Geschichte über drei sehr unterschiedliche Frauenleben, die man Leserinnen aller Generationen empfehlen kann. Die thematische Vielfalt bietet viele verschiedene Ebenen über das Buch zu sprechen (Religion, Ehe, sich-selbst-finden und wichtige Lebensentscheidungen treffen, verzeihen ...). Das Schicksal der Protagonistin Emilienne, die den Völkermord in Ruanda überlebt hat, bleibt noch lange im Gedächtnis. Ich werde das Buch u.a. Leserinnen empfehlen, die auch gern "Der Zopf" von Laetitia Colombani gelesen haben.

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Klapptext: Die junge Emilienne ist dem Bürgerkrieg in Ruanda entkommen und hat in London ein neues Leben begonnen. Die grausamen Erinnerungen an ihre Heimat versucht sie zu verdrängen. Vera hat in jungen Jahren einen Fehltritt begangen und möchte ein guter und moralischer Mensch sein. Wenn nur ihre quälenden Schuldgefühle nicht wären. Die 56-jährige Lynn ist schwer erkrankt und rechnet schonungslos mit den verpassten Chancen ihres Lebens ab. Alle drei Frauen werden von dunklen Geheimnissen und seelischen Verletzungen geplagt.
Fazit: Das Buch hat einen klaren und ruhigen Schreibstil. So ist das Lesen ohne Hektik möglich. Die geschilderten drei Schicksale der drei Frauen berühren sehr. Ich kann nicht genau sagen was mich bewogen hat immer weiter zu Lesen. Es ist einfach so, dass diese Schicksale einem fast nicht los lassen. Die Spannung ist immer vorhanden. Man hat die Hoffnung, dass jeder der drei Frauen mit ihrem Leben und der Vergangenheit klar kommen. Ich empfehle diese Buch gerne weiter.

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Hallo Du,

Gelesen habe ich "Der silberne Elefant" von Jemma Wayne

Vorab möchte ich sagen, dass dieses Buch kein leichtes ist und ich immer wieder Pausen einlegen musste.

Wir begleiten drei Frauen in verschiedenen Lebenssituationen. Mit keiner möchte ich tauschen wollen. Vergangenheit - Gegenwart - Zukunft. Den Glauben verlieren - ihn haben und ihn wieder wieder finden. Vergänglich - ewigwährend. Hass - Vergebung - Liebe.

Besonders nah ging mir das Schicksal der jungen Emilienne. Durch sie habe ich den Völkermord 1994 in Ruanda ins Gedächtnis gerufen bekommen. Damals war sie noch ein Mädchen, wusste nicht was passiert und hat scheinbar alles verloren, was ein Mensch verlieren kann. Unvorstellbar was Menschen Menschen antun können.

Der Text geschrieben ohne lyrischen Phrasen, hat es dennoch immer geschafft mich weiterlesen zu lassen. Die Tatsache, dass das Handeln einer einzigen Person, Einfluss auf Viele hat ist für mich inspirierend und ehrfürchtig zu gleich. Die Autorin hat das meiner Meinung nach sehr gut umgesetzt.

Das Ende endet abrupt und doch ist alles gesagt. Ich würde es nicht mal als offenes Ende betiteln, da für die Protagonisten einfach ein neuer Abschnitt beginnt.

Auch wenn es nach harter Kost klingt (ist es auch), gibt Jemma Wayne auch Hoffnung mit. Hoffnung, dass jeder mit sich ins Reine kommen kann. Ob man sich dabei im Kreise Liebender befindet, es alleine mit sich ausmacht oder sich in einer religiösen Gemeinschaft wieder findet.

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In London treffen drei ganz unterschiedliche Frauen aufeinander, die aber eines gemeinsam haben: sie hadern mit ihrem bisherigen Lebensweg. Emilienne versucht ihre Vergangenheit ebenso zu verdrängen wie Vera, beide aus ganz unterschiedlichen Gründen. Lynn zieht am Lebensende Bilanz, und weiß dabei nicht so recht, ob ihr diese gefällt. Das Schicksal bringt die drei nun zusammen, ob sie wollen oder nicht.

Die Geschichte wird gefühlvoll erzählt, jedoch erfreulicherweise ohne zu sehr auf die Tränendrüse zu drücken. Gerade die Erinnerungen an Ruanda sind oft sehr schmerzhaft und grausam, hier trifft die Autorin immer den richtigen Ton. Emilys Geschichte ist dann auch die, die mich am meisten interessierte, natürlich auch, weil ich über diese Thematik noch nicht allzu viel gelesen habe. Lynns Figur fand ich durchaus auch spannend, hier zeigt sich beispielhaft was am Ende eines Lebens bleibt. Vera blieb mir fremd, und auch ein Stück weit unsympathisch. Ihre etwas weinerliche schuldbewusste Art fand ich übertrieben und nervig. Religion spielt in diesem Roman immer wieder eine Rolle, auch wenn sich das Thema nicht in den Vordergrund drängt. Ich fand das gut gemacht, denn hier wirft die Autorin einige interessante Fragen auf. Gerade Veras Verlobter wirkt auf den ersten Blick wie ein Vorzeigechrist, versteckt sich aber hinter den vermeintlichen Regeln und vergisst dabei schon mal die Regeln des menschlichen Miteinanders. Mir hat der Roman im Großen und Ganzen gefallen, aber ab und an verliert sich die Autorin dann doch im Pathetischen. Zudem schleicht sich das ein oder andere Klischee ein, sodass mich die Handlung nicht vollends begeistern konnte.

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Drei Frauen, die ihren Frieden mit der Vergangenheit schließen wollen, drei bewegende Schicksale.
Emilienne wird die Erinnerungen an den grausamen Bürgerkrieg in Ruanda nicht los. Vera hat einen schrecklichen Fehler begangen und sucht Hilfe im Glauben. Lynn ist sehr krank und bereut verpasste Chancen. Die Wege der Frauen kreuzen sich, vielleicht können sie einander helfen, ihre Vergangenheit zu bewältigen.

Beim Lesen dieser Geschichte musste ich sehr oft schlucken, besonders die Erlebnisse von Emilienne haben mich sehr berührt. Auch die Schicksale von Vera und Lynn haben mich nicht kalt gelassen.
Jemma Wayne schreibt ruhig und dennoch fesselnd. Anfangs waren Vera und Lynn mir nicht besonders sympathisch aber je tiefer ich in die Geschichte eingedrungen bin, desto mehr Verständnis habe ich entwickelt. Man sollte nicht urteilen, bevor man nicht eine Weile in den Mokassins des anderen gelaufen ist. Eine Story die mich anregt zu schauen, wo ich selbst noch Frieden mit meiner Vergangenheit schließen kann. Das Ende war mir ein wenig zu schwammig, da hätte ich mir noch mehr Informationen über das weitere Leben von Emilienne und über die Zukunft von Vera gewünscht. Dennoch gebe ich gerne 5 Sterne, wirklich lesenswert!

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Drei Frauen und ihre Schicksale werden in dem Roman #DersilberneElefant beschrieben. Vera, die vor Jahren einen Fehler machte, der ihr keine Ruhe lässt, Emilienne, die während des Bürgerkrieges in Ruanda schlimmste Traumata erlebte und Lynn, die mit 58 Jahren sterben wird. Alle drei sind Opfer ihres Lebens beziehungsweise der Erlebnisse. Sie können zwar nicht sofort alles verarbeiten aber lassen irgendwann die Hilfe von außen zu. Das hilft ihnen, zu verarbeiten und vielleicht können sie ja auch ihren Peinigern irgendwann vergeben?

Als die Autorin in einem Interview gefragt wurde, welches Erlebnis den Ausschlag für das Schreiben des Buches war, konnte sie sich sehr genau an den Tag erinnern. Sie besuchte eine Wohltätigkeitsveranstaltung, die sich für die Überlebenden der Massaker in Ruanda einsetzte. Was sie dort hörte, beeindruckte sie tief und sie war so erschüttert, dass sie es nur mit dem Schreiben eines Buches verarbeiteten konnte.

#DersilberneElefant berührt sehr, da die Grausamkeiten drastisch geschildert werden. Ich als Leser sah das Blut vor mir und das Kopfkino bekam mir nicht wirklich gut. Es ist aber Fakt, dass zwischen April und Juli des Jahres 1994 mehr als 800.000 Menschen getötet wurden, die den Tutsis angehörten. Und nein, dieser Genozid wurde nicht von Auswärtigen, sondern von Nachbarn und „Freunden“ verübt. Die gehörten nämlich den radikalen Hutu an.

Ein spannendes Buch, das mich aber nicht völlig überzeugen konnte. Für mich war der Zusammenhang zwischen den Frauen nicht immer ersichtlich und das Ende hatte zu viele lose Fäden. Vielleicht gibt es ja noch eine Fortsetzung? Das wäre schön. Der Freistaat Bayern verlieh für den Roman sogar eine Verlagsprämie und dass es ein Debüt ist, erkennen selbst fleißige Leser kaum. Hier muss aber auch die Übersetzerin gelobt werden. Ihre Arbeit ist aller Ehren wert und das kann noch längst nicht jeder ihrer Kollegen von sich behaupten. Vier Sterne und das nur, weil das Ende für meinen Geschmack zu offen ist. #NetGalleyDE

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Dieses Buch erscheint am 15.3.2021 im Eiseleverlag
und ich habe das Glück, das Buch schon vorab lesen zu können. Erneut ein eBook aus meinem Netgalley-Adventskalender, und ich bin echt froh, dass dem so war – ansonsten würde ich garantiert an dem Buch vorbeilaufen. Das Cover finde ich puristisch-nichtssagend, die Autorin kenne ich nicht, und allzu viel über den Inhalt war mir auch nicht bekannt- das sind keine guten Voraussetzungen für einen Bücherkauf. Aber: das war mal ein richtig, richtig guter Roman mit Sogwirkung!!! Soviel gleich vorab!
Momentan scheint es in literarischer Mode zu sein, als Storyline diverse Frauenschicksale, die auf den ersten Blick null-komma-gar-nichts miteinander zu tun haben, miteinander zu verweben und einen Roman daraus zu stricken (letztes Beispiel: Laetitia Colombanis „Der Zopf“, mit dem ich übrigens nicht viel anfangen konnte), und auch hier finden wir einige Frauen aus komplett verschiedenen Gesellschaftsschichten und Kulturkreisen, die sich umrunden und deren Leben sich kreuzen und beeinflussen werden. Aber hier ist das rundum gelungen mit super interessanten Protagonistinnen und einem spannendem Plot.
Aber ich fange mal von vorne an. Wir sind in London in etwa im hier und jetzt. Wir haben Emily, Mitte 20, afrikanische Immigrantin, die sich erst als Putzfrau, dann in der privaten Pflege ihr Geld verdient. Emily heisst eigentlich Emilienne und ist Überlebende des Völkermords in Ruanda, dem Land, dass ihr alles genommen hat und ihr Herz leer und blutend zurück gelassen hat. Dann gibt es Vera, Britin, etwa im selben Alter, und auch ihr Leben ist dramatisch verlaufen. Alkohol und Drogen hat sie hinter sich gelassen und glaubt an eine gute Zukunft, ein neues Leben mit Luke, ihrem Verlobten. Für ihn ist sie bereit, alles aufzugeben….auch sich selbst. Sich selbst zu verlieren und zu belügen kann nicht gut gehen – niemand weiss das besser als Lynn, knappe 60, die nur noch kurze Zeit zu leben hat, und noch ihre ganz eigenen Dinge aufzuarbeiten hat. 3 Schicksale, die teilweise echt ans Eingemachte gehen. Die drei Frauen treffen schon relativ zeitnah aufeinander, denn Lynn stellt sich als Veras Schwiegermama in spe heraus – eine Schwiegermama mit Haaren auf den Zähnen. Die Begegnungen zwischen den beiden sind herausfordernd, und es muss erst Emily auf dem Parkett erscheinen, um einen Wendepunkt zu bringen……
Der Roman ist durchgehend, auch in den Rückblicken, im Präsens geschrieben, was dem Geschehen eine Dringlichkeit gibt, die mich komplett in den Bann gezogen hat. Die Protagonisten sind allesamt glaubwürdig und echt, und ich habe die ganze Zeit mitgefiebert.
Das grosse Thema des Buches ist das Verzeihen und Loslassen. Ohne Verzeihen kein Seelenfrieden. Und keine Zukunft. Aber gerade das Verzeihen ist es, was uns allen ja so schwer fällt, vor allem, wenn man Grausamkeiten erfahren oder begangen hat. Für mich war auch eine weitere Message, dass nur die Wahrheit Seelenfrieden bringt. Auf einer Lüge lässt sich nichts aufbauen. Klingt jetzt nach grosser moralischer Keule der Autorin, die wird aber gar nicht so geschwungen. Klar machen sich die Protas allesamt sehr viel Gedanken, wie sie ihre Probleme lösen wollen oder können, aber welche moralischen Schlüsse man daraus zieht, das bleibt dem Leser natürlich selber überlassen.
Dies ist ein Buch mit harten Schicksalen, und die werden auch teilweise knallhart und schonungslos beschrieben, aber genau das macht auch einen Teil der Sogwirkung aus. Am Ende gibt es eine Katharsis, aber der Weg dorthin ist steinig und erfordert viel Kraft. Aber es lohnt sich. Definitiv!
Ich würde sagen, dieses Buch hat Bestsellerqualitäten, und ich werde es sehr gerne weiter empfehlen!

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Drei Frauen, die unterschiedlicher nicht sein könnten: Emilienne, genannt Emily, ist als Teenager dem Völkermord in Ruanda entkommen und versucht in London beruflich wie auch seelisch wieder Fuß zu fassen. Als Pflegerin wird sie Lynn zugeteilt. Die hat ihr ganzes Leben ihrem Ehemann und ihren beiden Söhnen John und Luke gewidmet – nun, wo sie mit 58 Jahren an Krebs erkrankt ist, blickt sie bedauernd auf diese Entscheidung zurück. Vera, Lukes Verlobte, hat schon einiges durchmachen müssen und erst vor kurzem zum Glauben gefunden; plötzlich jedoch scheint ihre Vergangenheit sie wieder einzuholen.

Gekonnt verknüpft Jemma Wayne in „Der silberne Elefant“ die Schicksale der drei ungleichen Frauen. Die Handlung wird dabei von einem allwissenden Erzähler geschildert, der die Gedanken und Gefühle der einzelnen Personen sichtbar macht. Dabei kommen auch Nebencharaktere zu Wort und es finden Rückblenden in die Vergangenheit von Emily, Lynn und Vera statt. Der Schreibstil der Autorin ist dabei sehr eindringlich, vor allem Emilys Geschichte als Tutsi in Ruanda geht sehr zu Herzen, doch auch Lynn und Vera haben ihr Päckchen zu tragen.

Der Roman spricht die verschiedensten Themen an. Es geht um die Bewältigung von Traumata, um die Fähigkeit zur Vergebung, um den Glauben und um wichtige Entscheidungen, die wir an bestimmten Punkten in unserem Leben treffen müssen und die unsere Zukunft dann für immer formen. Die Protagonistinnen machen es dem Leser nicht immer leicht, vor allem Lynn neigt zu Verbitterung und Boshaftigkeit. Dennoch ist es am Ende sie, die Vera stellvertretend für alle Frauen dieser Welt einen bedeutsamen Rat gibt: „Begnüge dich nicht mit entweder oder.“

Der Eisele Verlag hat hier erneut eine wirkliche Perle herausgegeben - einen großartigen Roman über drei starke Frauen, die das Schicksal zusammengeführt hat und die voneinander getrennt, aber auch gemeinsam auf den großen Knall zusteuern. Wird er endlich Veränderung mit sich bringen oder ist er vielleicht nur der Anfang vom Ende? Feministisch und mitreißend, grausam und hoffnungsvoll zugleich – bitte unbedingt lesen!

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Dieses Buch lässt sich mit Fug und Recht als Achterbahn der Gefühle beschreiben.
Emiliennes Geschichte hat mich sehr mitgenommen. Es war nicht nur die ein oder andere Träne, sondern ein Sturzbach an Tränen, der mir über die Wangen gelaufen ist. Andererseits sind Vera und Lynn zwei Charaktere, die ich nicht besonders gut leiden konnte. Sie haben ein Stück Weit gegenüber Emilienne den Nachteil, dass ihre Schicksale im Vergleich nicht besonders tragisch wirken.
Viel größere Probleme hatte ich aber mit zwei anderen Dinge. Das erste ist Luke, Lynns Sohn und Veras Verlobter. Dieser ist sehr gläubig und setzt die Maßstäbe, die er an sich selber stellt, auch bei Vera an. Ich habe wirklich kein Problem damit, wenn jemand seinen Glauben auslebt und dies auch in seinem Umfeld wünscht. Aber die Entscheidungen Veras in der Vergangenheit gegen sie zu verwenden, finde ich übel. Hinzu kommt, dass sein Verhalten ihr gegenüber zwar nicht körperlich aber emotional missbräuchlich ist. Die eigene Verlobte zu ghosten ist schon ein starkes Stück.
Mein zweites Problem ist wer dieses Buch geschrieben hat. Damit meine ich nicht, dass Jemma Wayne selbst mit problematischen Aussagen oder ähnlichem auf sich aufmerksam gemacht hat. Aber die Geschichte um Emilienne nimmt den größten (und wichtigsten) Teil des Buchs ein – und bei Jemma Wayne handelt es sich um eine weiße Autorin. In dem Zusammenhang fand ich ein paar Aussagen im Buch zumindest (aus meiner ebenfalls weißen Sicht) grenzwertig. Zudem ist es in meinen Augen immer besser, in solchen Fällen #ownvoices-Autor*innen zu unterstützen.
Mir bestand der Schreibstil aus zu viel Palaver. Es gab ganze Absätze, die ich deshalb übersprungen habe. Nimmt man das alles zusammen, kann ich Der silberne Elefant nicht wirklich empfehlen. Wenn ihr ein Buch über den Völkermord in Ruanda lesen wollt (Emiliennes Geschichte macht wie gesagt den interessantesten Teil des Buches aus), dann sucht lieber eines von einem*r ruandischen Autor*in.

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Starke Frauen mit Geheimnissen

Emilienne ist dem Bürgerkrieg in Ruanda entkommen, wo sie Schreckliches erleiden musste und hat in London ein neues Leben begonnen. Nur durch Verdrängung kann sie weitermachen und doch versinkt sie oftmals ganz plötzlich in einer Panik. Mittlerweile schafft sie es, in London ihr eigenes Leben als Emily zu führen und ist stolz darauf, endlich Geld zu verdienen und zurückgezogen leben zu dürfen. Emily wünscht sich nichts mehr, als in der Anonymität der Großstadt unterzutauchen, um ihre Vergangenheit zu vergessen.

Vera möchte Luke heiraten. Doch vor vielen Jahren hat sie einen grauenvollen Fehler begangen, der sie quält. Sie fühlt sich schuldig, schafft es jedoch nicht, Luke davon zu erzählen – obwohl sie genau weiß, dass dies wichtig für ihre Beziehung wäre. Um ihren Schuldgefühlen entgegenzutreten, versucht Vera ein gläubiger und guter Mensch zu werden. Sie hofft, Luke und sein angebeteter Gott können ihr helfen, die Fehler wieder gut zu machen. Doch als Charlie – ein Geist ihrer Vergangenheit – auftaucht, scheint ihr Überlebenskonstrukt zu zerbrechen.

Lynn ist Lukes Mutter, gerade mal Mitte 50 und schwer erkrankt. Sie möchte nur von der Pflegehilfe Emily betreut werden und lässt die möglichen Chancen ihres Lebens noch einmal Revue passieren. Sie ist noch nicht bereit loszulassen und das gewählte Leben ihrer Kinder bedingungslos zu akzeptieren. In Vera erkennt sie sich selbst als junge Frau und hadert mit deren Entscheidungen.

Die Autorin Jemma Wayne schafft es, die drei Frauenschicksale gekonnt ineinander zu verweben und bei allen ihre Stärken, aber auch ihre Schwächen, hervorzukehren. Erst durch Gespräche und Verstehen, durch Mut und Toleranz, gelingt es, das eigene Leben so zu akzeptieren, wie es nun mal gelaufen ist und sich mit der Vergangenheit zu arrangieren. Die Autorin erzählt über die Gedankenwelt der Protagonistinnen und berührt mit deren Schicksalen. Erschütternd zu lesen fand ich die Erlebnisse der jungen Emily, die sie aus Ruanda mitbrachte.

Der Schreibstil der Autorin ist klar und ruhig ohne allzu große Spannung. Und doch schafft sie es, dass man das Buch nicht mehr aus der Hand legen möchte und in den Geschehnissen versinkt. Immer wieder darauf hoffend, dass jede der Frauen, einen Weg findet, um mit ihrem eigenen Leben klarzukommen und die Vergangenheit zu akzeptieren.

Die Charaktere sind sehr detailliert gezeichnet und man bringt ihnen zum Großteil Sympathie entgegen. Die Verbundenheit, die langsam entsteht und wie sich die Protagonistinnen annähern, finde ich sehr gut umgesetzt.

Ein Buch, das ich sehr gerne gelesen habe und dem ich viele Leser wünsche. Stark, berührend und mit einer gehörigen Portion Menschenwürde. Gerne vergebe ich hier 5 Sterne

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